Whisky, Zitronensaft und Rohrzucker – einfache Zutaten die dennoch eine ganz komplexe Aromenvielfalt bieten. Gegensätze ziehen sich an: Säure prallt auf Süße, eingebettet in die charmanten und oft derbe, dafür sehr charaktervolle Schärfe des Whiskys.
Unter Kennern wird der Whiskey Sour längst als König unter den Whisky-Drinks gefeiert.
Zugegebenermaßen zu recht, denn obwohl die Zutaten immer die gleichen sind, ist hier das Mischverhältnis ausschlaggebend für den guten Geschmack. Hopp oder Topp ist hier schnell entschieden…
Aber jetzt mal von Anfang an: Was ist das eigentlich – Whiskey Sour?
Erfunden wurde Whiskey Sour etwa am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Grund war, dass man schlechte Spirituosen verstecken wollte.
Wie viele Drinks steht der Whiskey Sour für eine ganze Reihe von Cocktails, die alle nach dem ähnlichen Muster aufgebaut sind: Schnaps, Zitronensaft, Zuckersirup.
Sämtliche Sours sind nach diesem Schema zusammengestellt, dabei ist ganz egal ob mit Wokda, Tequilla, Gin oder Brandy Sour.
Jeder Sour bringt seinen ganz eigenen Spaß mit sich. Abhängig von der Qualität der Zutaten, spielt die Säure in Kombination mit den jeweils eingesetzten Spirituosen, der sanfte Zucker mildert das alles etwas ab. Auch wenn das Rezept so unglaublich einfach erscheint, kann man dabei doch so ziemlich alles viel falsch machen.
Das perfekte Rezept für Whiskey Sour
4 cl Whiskey
2 cl frischer Zitronensaft
1 cl Zuckersirup
1 rohes Eiweiß
Trenne ein Ei und neimm das Eiweiß und pack es zusammen mit den anderen Zutaten in den Shaker. Jetzt musst Du alles rrdentlich schütteln, damit eine Schaumkrone entsteht. Schütte den Drink dann in einen Tumbler mit frischem Eis. Ferig 🙂
Von mir gibt’s heute eine etwas andere Variante mit Ingwer und Pflaume
- 7cl Bourbon
- 2cl Pflaumen Sirup
- 2cl Zitronensaft
- 1cl Ingwerkonzentrat
- 1frisches Eiweiß
- 1 Pflaumenschnitz
- Eiswürfel
- Das Ei trennen und das Eiweiß mit allen Zutaten in einen Shakergeben und so lange schütteln, bis genügend Schaum für eine Schaumkrone da ist.
- Ganz zum Schluss erst das Eis dazu. Dann wird das Eiweiß schaumiger.
- Den fertigen Drink in einen Tumbler füllen und mit einem Pflaumenschnitz dekorieren.
- Das war's!
Sour klassisch
Ursprünglichen kommen die Sours, die diesen Begriff auch in ihrem Namen tragen, eher aus dem europäischen Raum. Ihre Rezepte enthalten immer Zitronensaft.
International Sour
Diese Sour-Variationen werden anstelle von Zucker mit Likör gesüßt. Bekannte Vertreter sind hier der Aviation und der Millionaire’s Daiquiri (New Orleans Sours).
Die New Orleans Sours sind gleichzeitig eine ziemlich bedeutende Untergruppierung bei den internationalen Sours.
Hier wird zusätzlich ein Orangenlikör verwendet. Ein New Orleans Sour ist also klassischerweise nach dem Rezept Spirituose, Orangenlikör, Zitrussaft aufgebaut. Bekannteste Vertreter sind Margarita, White Lady und Cosmopolitan.
Sours mit Wein
Ein New York Sour wird klassischerweise aus Rye oder Bourbon Whiskey, Zitronensaft und Zuckersirup gemacht, der aber zusätzlich mit etwas Rotwein verfeinert wird.
Üblich ist es hier, den Rotwein ganz zum Schluss vorsichtig über den zubereiteten Drink zugegeben („gefloatet“).
Beim Continental Sour ist das Rezept ähnlich, aber er mit rohem Eiweiß geschüttelt (Boston Sour) und mit Clairet gefloatet, im Paris Sour ist es der Weinaperitif Dubonnet.
Welcher Whisky oder Whiskey ist der richtige für Whiskey Sour?
Richtigerweise schreibt sich der Whiskey Sour mit „e“, weil er klassisch mit Bourbon Whiskey gemixt wird. Ganz wichtig ist hier die Verwendung von wirklich guten Zutaten. Gerade bei der Verwendung solcher simplen Rezepte schmecken selbst Untrainierte Cocktailtrinker ob der Whiskey Sour mit einem feinen Edelspirit oder dem 6,-Euro-Whisky eines Discounters gemacht wurde. Gut, ich glaube, dass würde jeder schmecken… überflüssiges Zeugs, das meiner Meinung nach selbst mit nur wenigen Tropfen alles um sich herum vergiftet 🙂 Das Leben ist einfach zu kurz um schleckte Zutaten, Spirituosen und Cocktails zu sich zu nehmen… Du weißt schon was ich meine, gell 😉
Es ist also ganz wichtig, dass Du für Deinen Whiskey Sour den Whiskey nimmst der Dir wirklich schmeckt. Im Test mit Freunden war das meistens Bourbon, auch gut angekommen ist der Whiskey Sour mit Apple Jack Rey, einem Rey Whiskey der mit einem Brand von Streuobstwiesen verschnitten ist. Meine Empfehlung, nimmt für Deinen Sour einen Scotch vom Festland oder Bourbon, den Du magst, dann passt alles.
Die exklusive Variante…
Soll es aber etwas exklusiver sein, kannst Du auch gleich in die Königsklasse: Whiskey Sours auf Single-Malt-Basis.
Die Einsteiger-Variante wird mit Glenmorangie Original Single Malt Scotch Whiskey 10 YO gemacht. Dieser ziemlich edle Tropfen schmeckt angenehm mild nach Früchten, ist geschmeidig und rund und daher perfekt für diejenigen, die nicht so viel mit Scotch am Hut haben.
Ein zu empfehlendes Mischverhältnis ist: 7:2:1-Mischverhältnis, so hat der Single Malt genügend Platz sich zu entfalten. Genau heißt das, Du nimmt 7 cl Glenmorangie Scotch Whiskey, 2 cl Zitronensaft und 1 cl Zuckersirup und das Eiweiß.
Nun noch mit einer Orangen- oder Zitronenscheibe dekorieren, und fertig ist ziemlicher Gentlemans-Drink! Wenn Du also Deinen Besuch mal so richtig beeindrucken willst, passt das hier ziemlich gut.
Zitronensaft: Frisch oder aus der Flasche?
Ich glaube ja daran, dass alles frische besser ist als aus dem Glas, so auch Egal wie natürlich der Zitronensaft aus der Flasche auch ist.
Ganz wichtig ist aber, dass Du den frischgepressten Zitronensaft siebst, sonst tummelt sich das Fruchtfleisch in Deinem Drin und das sieht immer etwas unschön aus.
Viele Rezepte legen immer ganz konkret das Mischverhältnis zwischen Zitronensaft und Whiskey fest so z.B. 3:2 oder sogar 4,5:1,5. Dabei ist das nicht die ganze Wahrheit, denn es kommt eigentlich darauf an, wie die Säure der Zitrone ist. Es heißt also viel probieren und an das perfekte Rezept herantasten… Aber es gibt schlimmeres oder? Bis Du Dein perfektes Rezept gefunden hast, nimm einfach das Verhältnis 2:1, das passt für den Anfang schon mal ganz grob.
Zucker ja, aber wie?
Ganz wunderbar geeignet ist für Whiskey Sour Zuckersirup aus zwei Teilen Zucker und einem Teil Wasser. Wie das geht, habe ich hier schon mal beschrieben. Ganz leicht und einfach passiert das nebenher. Sollte es Dich dennoch mal ganz spontan überkommen und ein Whiskey Sour muss sofort her, kannst Du natürlich auch einfach einen Teelöffel weißen Rohrzucker in den Shaker kippen. Schön ist am Sirup, dass die Kristalle bereits aufgelöst sind.
Jetzt die spannende Frage: Eiweiß oder kein Eiweiß?
Das ist eine der wichtigsten Fragen, an der sich auch oft die Geister und Geschmäcker scheiden: Eiweiß oder kein Eiweiß im Whiskey Sour?
Bei dieser Sour-Variante spricht man eigentlich von einem Boston Sour. Der Unterschied: er verlängert den Drink und gibt ihm eine schönere Konsistenz.
Nörglern sollte man den Garaus mit frischen Eiern nehmen. Gesundheitlich gibt es hier auch keinerlei Bedenken, auch werden eventuelle Krankheitserreger durch den hohen Alkohol versorgt 😉
Aber es gibt ja Menschen die mögen kein rohes Eiweiß, seien es Veganer oder einfach weil es ihnen nicht schmeckt. Dann weglassen. Der Sour erhält durch das schütteln trotzdem eine kleine Krone… aber es sei gesagt, am aller besten schmeckt er mit Eiweiß!
Das Auge trinket mit… die Details: Eis und Glas
Einen Whiskey Sour mixt man zunächst in einem Shaker ohne viel Eis, dann wird das Eiweiß schaumiger, dann gibt man zum Schluss erst viel Eis dazu, bis der Shaker außen richtig kalt ist. Der Drink wird anschließen in einen schicken Tumbler gefüllt, in dem am besten schon viel oder ein großer Eisrocket wartet. Herkömmliche Eiswürfel gehen auch, aber xxl Eiswürfel halten einfach länger und verwässern weniger.
Da der Drink durch seine Schlichtheit besticht, sollte er auch nicht überdekoriert werden… entweder nur mit einem Schnitzer Zitrone, einer Cocktailkirsche oder wenn Du doch mal einen besonderen Sour machst, das zusätzlich verwendete Obst oder Gemüse.
Whisky Sour für Experten & Fortgeschrittene
Von einem spannendem Experiment wird auf dem Mixology-Blog berichtet: Barkeeper haben den üblicherweise eingesetzten Bourbon durch Scotch ersetzt und viele verschiedene Varianten getestet. Wichtig für den Geschmack ist auch hier das Verhältnis der Zutaten zueinander zu sein:
„Wir mixen mit einem Einsteiger- Scotch (Blended) verschiedene Whisky Sours in unterschiedlichen Verhältnissen. Begonnen wird einen Hauch süßer mit 6/3/2 (Scotch/Zitronensaft/Zuckersirup) um sich dann langsam vorzuarbeiten in die trockeneren Gefilde in Richtung 7/2/1. Eine Mehrheit findet sich schließlich beim Verhältnis 6/3/1,5.“
Ganz spannend finde ich den Einsatz von schottischem Whisky vor allem vor dem Hintergrund eine größere aromatische Spannbreite und mehr Raucharoma im Whisky Sour zu haben.
Noch mehr zu Whiskey Sour
Und weil sich der Whiskey Sour so mitten in einem Revival befindet, wird auch am 25. August der offizielle „Whisky Sour Day“ gefeiert!
Dieses Jahr habe ich den verpasst, aber er ist für das kommende Jahr schon eingetragen 🙂 Das wird ein Fest 🙂
Ich kann nur sagen, auch wenn Whisky generell zum Hippster wird, ist er noch nicht bei allen angekommen… häufig wird er noch immer als das Lieblingsgift von Vätern oder gar Großvätern eingestuft, aber ich sag Dir, er ist alles andere als ein steif-spießiger Drink.
Das sind meine heutigen Weiterlesetipps
- Rosmary-Grapefruit WS von Treasures & Travels
- Verschiedene WS vom destiller Blog
- WS mit Feige von mir 🙂 oder Applejack Rey Sour, auch von mir
Und falls der Sour nichts für Euch ist, hab ich hier zwei zauberhafte GT’s
Soooo für heute war’s das mal wieder… ich hoffe, der Drink gefällt Dir. Aber vielleicht möchtest Du ja was ganz anderes. Verrate mir, was ich für Dich in den Drinks der Woche mal mixen kann… vielleicht entsteht ja was ganz neues und interessantes 🙂
Ganz viiiiile liebe Grüße, vergiss das Genießen nicht und wir lesen uns am Dienstag wieder
Deine Julia