Wildkräuter: Von der Wiese durch den Blender in den Mund

Es ist Samstag, die Sonne scheint… Wochenende. Ich freu mich über das wunderschöne Herbstwetter und habe mich auf die Spuren der Wildkräuter begeben.
Ich durfte nämlich mit ein paar anderen Bloggerinnen und Bloggern an einer Wildkräuterexkursion teilnehmen, die Dr. Christine Volm, eine ausgesprochene  Wildpflanzenexpertin leitet. Organisiert hat das Ganze das Team der veggie & freivon, der Messe Stuttgart. Vielen Dank an Verena und Sonja für die Einladung.

Wildkräuter Exkursion 4.0

Wildkräuter Exkursion: Sammeln 4.0

Ich wunderte mich ein bisschen über den Treffpunkt, der mich mitten in das Städtchen Sindelfingen führte, aber vielleicht hat das alles ja einen Sinn. Wildkräutersammeln 4.0 :).

Wildkräuter Exkursion 4.0

Wildkräuter Exkursion 4.0

Egal ob Brennnessel, Bärlauch oder Spitzwegerich, seit einiger Zeit sieht man immer wieder Sammlerinnen und Sammler die mit Boxen und Beuteln umher laufen, immer wieder tief gebückt und nach irgendetwas suchend. Es scheint so, als wäre die Lust am Kräutersammeln wieder neu erwacht und sie erfreut sich seit einiger Zeit einer ungeahnten Renaissance. Die tiefe Sehnsucht zurück zur Natur? Verborgene, nicht mehr auffindbare Geschmäcker den wir aus einer Kindheitserinnerung nachtrauern und sie suchen?

Zurück zur Natur oder wie schmecken eigentlich Wildkräuter?

„Zurück zur Natur“ ist ein erkennbarer Trend, der sich also immer weiter durchsetzt. Wildkräuterwanderungen, Kochkurse oder Detox mit heimischen Kräutern und Pflanzen erfreuen sich ständig wachsender Beliebtheit.
Vor ein paar Jahren wurden noch die Nasen gerümpft allein bei dem Gedanken, Sauerampfer als Delikatesse zu essen ziemlich die Nase gerümpft – ein Unkraut eben, dass an fast jeder Ecke wächst. Der Hype um die Wildkräuter steht ja erst am Anfang. Dennoch erproben die immer suchenden Spitzenköche völlig neuen Geschmacksnuancen und kreieren eine neue Aromenvielfalt und versuchen ganz neue Kombinationen  – sei es in recht einfacher Form mittels kleiner Salatkreationen oder bis ins Detail ausgetüftelter Menüs, wie einst der Altmeister der Wildpflanzenküche Jean-Marie Dumaine.

Die Renaissance der Wildkräuter

Eine ganz ähnliche Renaissance hat der Bärlauch erlebt.
Schaut man im Frühling die Berichte der Zeitschriften und Magazine an oder geht im Frühjahr in den Wald, sieht man auffällig viele Spaziergänger, die Bärlauch in rauen Mengen für zu Hause sammeln. Der Bärlauch hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber vielen anderen Wildkräutern: Zum einen gibt es ihn mittlerweile sehr häufig, zum anderen ist er nur schwer verwechselbar aufgrund seine unverwechselbaren Knoblauchdufts. Aber dennoch ist vorsicht geboten, um ihn nicht mit den giftigen Maiglöckchen zu verwechseln. Denn wenn man erst einmal Bärlauch angefasst hat, riechen die Hände danach. Das kann das Erkennen der giftigen Pflanzen erschweren, hat man ein geruchsneutrales Maiglöckchen in der Hand.

Wildkräuter: Das Gesetz

Im Übrigen lohnt es sich sehr, sich nicht nur gut mit den Kräutern oder Pilzen auszukennen, die man sammelt, nein Du solltest auch wissen, wie die gesetzliche Lage rund um das Sammeln aussieht. In privaten oder öffentlichen Wäldern wie auch in Naturschutz-Einrichtungen gilt: Du sollst nicht mehr sammeln als einen „Handstrauß“ voll. Das Sammeln für gewerbliche Zwecke ist generell und überall verboten.

Die Wildkräuter Exkursion startet mitten in Sindelfingen, in einem geschützten Garten, dem Stiftsgarten.

Wildkräuter Exkursion 4.0

Die Wildkräuter Exkursion… so findest Du Deine kleine Delikatessen

Christine Volm erzählt uns zunächst was beim Wildkräutersammeln zu beachten ist, wo es gut ist sie zu sammeln und wie man sie bestimmt, bevor wir selbst im Stiftsgarten auf Kräuterfühlung gehen.

Und wenn man erstmal den Blick weitet stellt man fest, man lebt eigentlich mitten in seinem Essen… es ist so vieles essbar. Die Wildkräuter haben einen ganz unterschiedlichen Geschmack: manche schmecken richtig gut, andere seifig, noch andere eher neutral und jede Wildpflanze hat ihre ganz eigene Aufgabe…

Man sieht seinen Garten plötzlich mit ganz anderen Augen, ärgert man sich doch oft über den Wildwuchs auf der eigenen Wiese. Noch sollte ich sagen. Denn irgendwie habe ich bisher das brachliegende Potential in keinster Weise erkannt, nicht erkannt was alles in dem Grünzeug steckt, das mit die Natur so direkt in meinem Garten kredenzt.

Wildkräuter Exkursion 4.0

Der Trend kommt mittlerweile auch schon bei den Unternehmen an

Aber nicht nur der Privatmann oder die Privatfrau hat den Blick wieder in Richtung Natur gelenkt.
Firmen wie die Essbaren Landschaften oder der Keltenhof haben daraus ein findiges Geschäftsmodell entwickelt.
Sie bieten diese neuen Wildkräuter und essbare Wildpflanzen an und versenden sie bundesweit.

Spannend ist, dass durch das stark gestiegene Interesse an naturbelassener Nahrung, den Wildwuchs neben ökologisch angebauten Produkten wieder interessant macht.

Wildkräuter Exkursion 4.0

Wildkräuter: War man früher schlauer?

Wenn man bedenkt, dass bis in die 1950er Jahre noch sehr viele natürliche Produkte ganz selbstverständlich in den Kochbüchern standen und mit Holunderbeeren und Hagebutten Suppen gekocht wurden, verwundert es eigentlich lediglich, warum sie verschwunden sind.

Ganz anders als das mit vielen Geschmacksverstärkern, Zusatzstoffen und künstlichen Aromen versetzte industriell hergestellte oder bearbeitete Convenience-Food, besitzt das Wildgemüse oder die Wildkräuter noch einen reinen und unverfälschten Geschmack.
Es ist meistens reicher an Mineralstoffen, Proteinen, Vitaminen und Microorganismen, die für uns so wichtig sind. So haben Hagebutten und Sanddorn etwas dreißig Mal mehr Vitamin C als Zitronen.
Ok, Sandorn muss man mögen 🙂  ich bin dann mal lieber bei den Hagebutten 😉

Wildkräuter Exkursion 4.0

Wildkräuter: Wo Du sie findest

Zum Sammeln in der näheren Umgebung bieten sich brachliegend Flächen an, zum Beispiel Grünflächen, die für Hunde verboten sind. Sie tauchen immer mehr auf… Uferböschungen sowie Wiesen- und Waldränder sind ebenso sehr geeignet um seine Wildkräuter zu pflücken.
Und es ist sehr erstaunlich was man da alles findet…
Landschaftsschutzgebiete sind auch ganz wunderbare Sammelstellen für Pflanzen zum privaten Gebrauch.

Wildkräuter Exkursion 4.0

Wildkräuter jagen

Die Kräuter jagt man mit einer Schere oder einem kleinen Messer indem man sie einfach über dem Boden abschneidet und zum Beispiel in den Salate mischt.
Und wenn du einmal erlebt hast wie vielfältig und aromatisch Dein Salat plötzlich schmeckt, wirst Du es immer wieder haben wollen.
Ich war sicherlich nicht das letzte Mal auf der Jagd nach Wildkräutern und finde das Thema ziemlich spannend und nicht nur für mein Essen, sondern für Cocktails und Drinks… Wildherbs with Gin… das Kopfkino rennt bereits.

Wildkräuter Exkursion 4.0

Wildkräuter: Aber wie schmecken sie denn nun?

Am Ende der Wildkräuter-Exkursion gab es natürlich noch eine Verkostung der tagsüber gesammelten Kräuter und nicht nur die Farbe war ein Augenschmaus, nein, sowohl die Limonade als auch der Smoothie waren ziemlich lecker.

Und wenn Du noch etwas mehr darüber erfahren möchtest, nimmt Dich Christine Volz sicher gerne auf einer ihrer nächsten Exkursionen mit. Infos dazu findest Du unter Tine Taufrisch.

Bücher zum Nachlesen gibt es ebenfalls und zwar diese hier:

Wildkräuter Exkursion 4.0

Mehr zu Wildkräutern & Co

Mehr zu dem Thema Wildkräuter, Veggi, vegan und Co gibt es demnächst auf der veggie & freivon.

Ganz herzlichen Dank an Verena und Sonja und natürlich an Dr. Christine Volm für die vielen Eindrücke, die Begeisterung und diesen sehr kurzweiligen Tag.

Ich weiß, dass ich künftig etwas mehr Zeit für das Thema Wildkräuter einplanen werde: Es ist sooo spannend, interessant und vielseitig und alles andere als langweilig, fade und einseitig.
Es erfordert zwar ein großes Wissen und Routine, aber gut, Herausforderungen machen das Leben spannend 🙂

Soooo und damit Du weißt was ich da verkostet habe, gibt’s obendrein auch noch ein Mega Rezept für die selbstgemachte Limonade.

Wildkräuter Exkursion 4.0

Das Rezept

Orange-Ingwer-Thymian-Spitzwegerich Limonade
 
Zutaten
  • …für 2-4 Gläser Limonade
  • 1 kleine Orange, unbehandelt
  • 1 Stück Ingwer, ca. 2-3 cm
  • 5 Zweige Thymian
  • ½ Handvoll Spitzwegerich Blätter
  • Zum Auffüllen: 1 Liter Mineralwasser
Zubereitung
  1. So geht‘s
  2. Kräuter kurz waschen und in den Blender geben.

  3. Von der Orange jeweils die Enden abschneiden, den Rest in Scheiben schneiden und die Kerne entfernen, die schmecken nämlich bitter. Die Schale kannst Du wegschneiden, aber auch gerne dran lassen.

  4. Wildkräuter Exkursion 4.0

  5. Alles im Blender bei höchster Stufe pürieren.

  6. Das Ganze in einem Seituch auspressen, so dass nur der pure Saft übrig bleibt…
  7. Fertig ist Dein Limonaden Konzentrat, dass Du nur noch mit etwas Mineralwasser auffüllen musst.

  8. Wildkräuter Exkursion 4.0
  9. Dieses Rezept stammt aus dem Buch "Detox, Baby! entgiften mit Wildpflanzen und frischen Säften" von Christine Volm, erschienen im Verlag Eugen Ulmer 2017

 

Wildkräuter Exkursion 4.0

Ich fand den Geschmack wirklich überragend und hab dazu auch schon ein tolles Cocktailrezept im Kopf… Ich glaube, Du wirst da in den kommenden Wochen noch davon lesen…

Was für mich aber eine wirkliche Offenbarung war, waren Hagebutten und die Beeren der Eibe (aber bloß den Kern ausspucken, den sollte man nicht essen ;)…
süß und sauer und wunderhübsch…

Wildkräuter Exkursion 4.0

Ja, ich bin etwas hingerissen von dem was uns die Natur einfach anbietet…

Hier gibt es ein paar Weiterlesetipps zu meinen Rezepten mit Kräutern…

Die veggie & freivon findet übrigens in Stuttgart vom 24. – 26. November 2017 ins Stuttgart statt. Gleichzeitig findet statt die eat & style.

Ich bin schon wieder am Ende und wünsche Dir eine wundervolle, genussreiche Woche, wir sehen uns die Tage wieder…

Bis bald, Deine Julia

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