Dieser Beitrag ist in Kooperation mit pfeffersack & soehne entstanden und enthält Werbung
Als ich diesen Cocktail zum ersten Mal in einer Cocktailkarte gesehen habe, war ich doch etwas skeptisch, aber ich bin von Grunde auf ziemlich neugierig und probiere gerne aus, also habe ich meinen Mann einen Benton’s old Fashioned, mit Speckfett probieren lassen *lach* nur für den Fall, dass er nicht schmeckt, habe ich ihn ja nicht bestellt 🙂 Ok ok das ist unfair, aber so ist nun mal die Welt 😉
Was bei uns relativ neu erscheint ist in Nordamerika ein Klassiker und der Drink ist in jeder Bar zu finden. Aber ist es tatsächliche ein „Modernen Klassiker“ oder eher ein abstraktes Pionierwerk?
Benton’s old Fashioned: „Modernen Klassiker“ oder eher ein abstraktes Pionierwerk?
Die Zutaten: Schnaps und Fett und Fleisch sind ja bekanntermaßen gute Partner und bedingen sich in gewisser Weise auch umeinander. Denk nur mal an die Lust auf etwas Herzhaftes nach einer durchzechten Nacht, da ruft einen die Fleischeslust doch ziemlich herbei oder?
Benton’s Old Fashioned: Zweifler gibt es immer. Speck im Drink, muss das sein?
Der erste, der 2007 ein Stück Fleisch oder sagen wir Speck in eine Drink legte war Don Lee: Denn hier im westlichen Teil der USA, war und ist man herzhaften Drinks gegenüber schon immer aufgeschlossener gewesen.
Don Lee, der in DER New Yorker Trendbar Please don’t tell (PDT) beschäftigt war auf die Idee, den Bourbon für einen Old Fashioned mit Fett von ausgelassenem Baconfett zu parfümieren.
Ok, es hört sich echt komisch an, aber in der Barszene ist dieser Vorgang als relativ flächendeckend „Fat-Washing“ bekannt.
Zur damaligen Zeit war das ganz schön abgefahren und noch lange nicht so bekannt wie heute. Der Chef des Please don’t tell fand diese Idee ziemlich abgefahren und bescheuert und war nicht ganz bereit den guten Namen seiner Bar dafür herzugeben. Aber Don Lee durfte seinen so aromatisierten Bourbon anbieten, musste das Fat-Washing aber zu Hause vorzunehmen und den Schnaps mitzubringen.
Tja, was will man sagen, im Jahre 2011 wurde das New Yorker Please don’t tell zur „World’s Best Bar“ gewählt. Und jetzt rate mal welches der meistverkaufte Drink in der besten Bar der Welt ist? Richtig, der „Benton’s Old Fashioned“.
Ja was denn nun?
Auch im Jahre 2011 schrieb der britische Bar-Experte Angus Winchester im Rahmen eines Artikels über die „Sieben Cocktail-Weltwunder“ der Bar-Renaissance. Hier ging es um sieben Drinks aus der Zeit ab 1990, die wirklich die Barszene revolutionierten bzw. einen globalen Siegeszug antraten und mittlerweile auf den Bar Karten dieser Welt zu finden waren. Dazu zählte er den Benton’s Old Fashioned.
Ok, Listen sind ja immer sehr subjektiv und es gibt meistens nicht wertfreie Zuordnungen zu dieser Liste, so auch die von Angus Winchester.
Aber es gibt dennoch eine gute Begründung, warum Winchester den Benton’s Old Fashioned in seine Liste aufnahm:
- In die Liste musste ein Drink, der eine Old Fashioned-Architektur besitzt.
- Der Drink wurde aufgenommen aufgrund seiner Signalhaftigkeit in Bezug auf die Technik des Fat-Washings.
Benton‘s old Fashioned in Deutschland
Bei uns gibt es unter den Bartendern eine sehr geteilte Meinung von etwas über-euphorisch bis hin zu zurückhaltend. Klar kennen ihn alle, aber die Erfahrungen damit sind sehr unterschiedlich.
Der Benton’s Old Fashioned ist nicht, wie beispielsweise der Gin Basil Smash, durch sein eigenes Wesen und weil er so gut ist ein Klassiker geworden. Er ist zu einem Klassiker gemacht worden, weil er eine Arbeitstechnik voraussetzt, die durch ihn als revolutionär wahrgenommen wurde. Dieser Cocktail machte das Fat-Washing salonfähig.
Benton’s old Fashioned – doch ein Klassiker?
Aber es gibt auch bei uns Bartender, die sich diesem Drink angenommen haben und es gibt Stimmen sie sagen, ein Drink ist dann ein Klassiker, wenn sich Barstender ihrer annehemen und ihn modifizieren. Das ist hier ganz klar passiert. Es gibt einige Bars die sich den Benton’s old Fashioned zueigen gemacht und ihre eigenen Rezepturen entwickelt haben:
Das Münchner Herzog bietet eine „Austrian Inhaled Old Fashioned“ mit einem Fat-Washing aus Tiroler Speck, Kürbiskern- und Sonnenblumenöl an, eine kernig-nussige Variante. In Bamberg, wird der Ahornsirup durch lokales Rauchbier ersetzt mit Bitterschokolade serviert. In Mannheim wird im Sieferle & Sailer wird ein „Schwarzwald Old Fashioned“ aus Tannenhonig, Topinamburbrand, Angostura, Salzlösung und einer Infusion von Schwarzwälder Schinken serviert, der dort mittlerweile zu den populärsten Cocktails überhaupt gehört.
Aber alle sind sich einig: der Benton’s old Fashioned ist erklärungsbedürftig dem Gast gegenüber. Die Bacon-Komponente löste bei vielen Gästen meist Verwunderung aus, ohne entsprechende Erklärung hätte es nur wenige Bestellungen gegeben.
Was bewirkt Fat-Washing?
Zunächst hört sich Fat-Washing etwas seltsam an, aber wenn man bedenkt, dass Fett ein guter Geschmacksträger ist, auch um Drinks zu aromatisieren, vielleicht nicht mehr ganz. Der Drink kommt ja auch nicht daher wie ein mit Speck oder Schinken „gewaschene“ Spirituose die nach Schinkenbrot schmeckt. Tatsächlich schmeckt er sogar milder als der Bourbon selbst, denn das Fat-Washing ist nicht einfach eine Infusion, es ist auch gleichzeitig eine Abmilderung. Das Fette gibt zum einen Aromen und vor allem ein schmelziges Mundgefühl an die Spirituose, nimmt die zum Schluss durchgeführte Kaltfiltration auch noch die teilweise unbeliebten„Spitzen“ des Brandes mit und macht ihn noch runder.
Gerade beim oftmals eckigen Bourbon ist das ein ziemlich guter Akt, denn bei perfekter Vollendung macht das Fett ihn runder, betont aber zudem auch die charakteristischen Eigenschaften.
- …für das Fat-Washing
- 750 ml Bourbon
- 40 g Schinkenspeck
- …für 2 Benton’s old Fashioned
- 12 cl Bourbon-Fat-Washing mit Schinkenspeck*
- 1,5 cl Ahornsirup, Grade B
- 2 Dashes Angostura Bitters
- …für die Deko „Candy Bacon“ alternativ Orangenschale
- 2 Scheiben Schinkenspeck oder Bacon
- 1-2 EL brauner Zucker
- 4cl deines Lieblingswhisky
- ½ TL Chipotle fein gemahlen
- So geht‘s
- Die Vorbereitungen
...für das Fat-Washing
- Zuerst lässt Du 40 g Schinkenspeck bei niedriger Hitze fünf Minuten unter Rühren aus.
- Von dem Fett nimmst zu 45 ml, vermischst es mit 750 ml Bourbon und lässt das Ganze 4 Stunden ziehen, dann noch zusätzliche 2 Stunden ins Tiefkühlfach stellen.
- Jetzt kannst Du das fest gewordene Fett ganz einfach abschöpfen und filterst den Bourbon danach durch ein Tuch und füllst ihn in seine Flasche zurück.
…für die Deko „Candy Bacon“
- Zunächst den Backofen auf ca. 200 Grad vorheizen.
- Den Bacon auf einem mit Backpapier ausgelegen Backblech mit etwas Abstand zueinander auslegen.
- Jetzt werden die Zutaten, den Bacon ausgenommen in einem Topf auf dem Herd kurz aufgekocht und das Ganze sollte etwa 5 Min. leicht köcheln.
- Mit dieser Lasur bepinselst Du dann den Bacon von beiden Seiten.
- Anschließend wird alles noch mit etwas braunem Zucker bestreut und darf nun für 8-10 Minuten in den Backofen. Einfach zwischendrin immer mal wieder in den Ofen schauen, zu dunkel ist nämlich auch nichts.
- Jetzt sollte das Ganze noch etwas auskühlen, dann ist die Deko auch fertig.
- Vielen Dank an dieser Stelle an Olli von Living BBQ, bei dem ich dieses Rezept gefunden habe 🙂
…sooo, jetzt wird gemixt
Die Zutaten in einem Glas auf Eis rühren und auf einen Eisblock ins vorgekühlte hübsch Glas abseihen.
Und nun bist Du an der Reihe: was sagst Du zu diesem mega Cocktail?
Um nochmal zum Anfang zu kommen, mein Mann durfte probieren und ich habe den Rest dieses geilen Cocktails getrunken 🙂
Zum Weiterlesen habe ich das hier für Dich
- Bei Galumbi gibt es einen besonderen Irish Apple und
- von mir gibt’s einen besonderen Whisky Sour mit Ingwer und Pflaume
Dann sag ich mal Salut und genieß das Wochenende!
Hab’s schön und bis bald
Deine Julia